Mittwoch, 3. August 2016

Meine erste Geschichte: Die lange Fahrt Teil 3

Ismael sank immer weiter nach vorne während Lisbeth versuchte das Ruderboot unter Kontrolle zu halten. Mit jedem Ruderschlag ließen sie die Höhle weiter hinter sich. Mittlerweile war es Nacht geworden, der Mond erhellte die See mit seinem schummrigen Licht. Dunkle Wellen schwappten gegen das Boot. Ein Stück die Küste entlang ragte der Leuchtturm in den Nachthimmel. Sein Leuchtfeuer war inzwischen erloschen, trotzdem setzte sie Kurs auf die Küste in seiner Nähe. Einige Minuten vergingen, da durchfuhr sie ein heftiger Hustenanfall welcher ihr starke Schmerzen im Brustkorb zufügte. Blut sammelte sich in ihrem Mund. Das Ruderboot schaukelte in den Wellen hin und her. Nur das Rauschen des Meeres war zu hören. Ein Gefühl der Ruhe überkam Lisbeth, der Husten legte sich langsam. "Ismael, hörst du mich? Bitte lass mich nicht alleine."- flehte sie ihn an. Er saß vornübergebeugt vor ihr und regte sich nicht mehr. Vorsichtig tippte sie ihn an. Ismael stöhnte auf - "Noch bin ich nicht tot, doch die Kälte ist unerträglich." Im Mondschein konnte sie das Messer in seinem Rücken schimmern sehen. Sie musste dringend das Ufer erreichen um Ismael in Ruhe die Klinge zu entfernen. In dem Ruderboot war das unmöglich. Unterbrochen von regelmäßigen Hustenanfällen, ruderte sie trotz aller Schmerzen weiter. Langsam aber stetig kam die Küste näher. Zwischendurch musste sie immer wieder husten. Sie schmeckte warmes Blut in ihrem Mund. Anscheinend war die Verletzung doch schlimmer als gehofft. Mit einem Ruck setzte das Ruderboot auf dem felsigen Untergrund des Strandes auf. Sie kletterte raus und versuchte Ismael hinaus zu helfen. Endlich nach mehreren Versuchen konnte sie ihn an eine trockene Stelle führen. "Wir sind hoffentlich erst einmal in Sicherheit. Nun dreh dich bitte um damit ich das Messer entfernen kann." - Ismael setzte sich hin, beugte sich langsam nach vorne. Lisbeth zog ihm den Gürtel aus der Hose. "Beiß da drauf wenn die Schmerzen nicht auszuhalten sind." - er nahm den Gürtel und schob ihn sich zwischen die Zähne. Das Messer hatte sich zwischen den Schulterblättern tief in den Rücken gebohrt. Blut lief an der Klinge hinunter. Zum Glück hatte das Messer eine glatte Schneide. "Das könnte jetzt weh tun." - mit einem kräftigen Ruck zog sie die Klinge heraus. Frisches Blut lief aus der Wunde heraus. Ismael entfuhr ein Grunzen zwischen den Zähnen. Vorsichtig zog sie ihm seine Jacke aus. Mit dem Messer schnitt sie sich daraus einige Streifen. So konnte sie ihm zumindest einen provisorischen Verband machen. Nachdem das erledigt war kümmerte Lisbeth um sich selbst. Sie überprüfte alle Verbände, konnte aber keine frischen Wunden erkennen. Müde setzte sie sich neben Ismael. "Also was genau ist hier los? Wer ist das und vor allem was will der Mistkerl von uns?"
Er schaute sie erschöpft an . "Die erste Frage die du dir stellen solltest, WO sind wir überhaupt. Das hier ist nicht mehr die Welt aus der zu kommen glaubst." - Lisbeth wurde auf einmal mulmig zumute. "Alles hier ist ihre Welt, eine Welt im Nebel und Düsternis. Sie kamen aus der tiefe des Meeres zu uns. Nur wenige wussten von ihnen. Noch wenigere glaubten überhaupt das sie existieren. Jetzt holen sie sich das zurück was ihnen genommen wurde ihrer Meinung nach." - sie schaute Ismael fragend an - "Wer SIE sind?" - Ismael lachte traurig - "Sie sind die tiefen Wesen, die Schrecken der See."
"Tiefe Wesen?" - Lisbeth schaute ihn irritiert an -"willst du mir sagen das alles ist das Werk irgendwelcher Hirngespinste?" Er drehte den Kopf in Richtung Meer. Der Nebel zog wieder dichter über die Wellen auf die Küste zu. "Wenn es doch nur Hirngespinste wären. Sie sind wirklich dort, tief im Meer, beobachten uns seit Ewigkeiten. Aus welchem Grund auch immer kommen sie nun und holen sich einen nach den anderen. Zuerst kam der Nebel ins Dorf, daraufhin verschwanden immer wieder Menschen." Sie wollte ihm immer noch nicht glauben. "Warum seid ihr denn nicht geflohen?" Ein Zittern ging durch ihn hindurch. "Nun da wären wir wieder bei unserem unheimlichen Freund aus der Höhle. Jeder der fliehen wollte aus dem Dorf hat er getötet oder" - sein Blick glitt zu ihr - "er entführte sie. Wahrscheinlich um sie dann seinen Herren zu übergeben. Ich habe ihn auch vorher nie hier gesehen. Wer weiß ober überhaupt ein Mensch ist so grausam wie er tötet. Und dann diese Lache." Wieder durchfuhr ihn ein Schauer. Lisbeth wurde immer mulmiger zumute. Anscheinend meinte er das alles wirklich ernst. Aber wie konnte so etwas möglich sein. "Wir sollten versuchen hier weg zu kommen. Der Nebel zieht wieder auf. Lass uns einen sicheren Unterschlupf suchen solange wir noch können. Dort dürften wir sicher sein." er zeigte in Richtung des Leuchtturms. Beide richteten sich auf. "Da vorne ist ein Weg der zum Turm führt. Komm es ist nicht mehr weit." Ein letzter Blick zurück zum Meer zeigte das der Nebel immer weiter an die Küste reichte. Allerdings war das Meer auf einmal auch ganz ruhig. Keine Wellen, nur die glatte Oberfläche wie ein dunkler böser Spiegel. "Ja ich stimme dir zu Ismael, lass uns schnell von hier fort." Lange mussten sie nicht gehen bis der Weg vor ihnen im Mondschein auftauchte. Immer wieder blickten sie sich um, warteten ob etwas zu hören war. Das Glück sollte ihnen wohl gewogen sein. Ihre Gedanken gingen zu ihren Eltern und zu Sarah. Würde sie hier lebend raus kommen? Der Leuchtturm kam immer näher, sein Licht wirkte wie ein Leuchtfeuer der Hoffnung. Schweigend gingen sie weiter voran. Im fahlen Licht konnte sie auf Ismaels Rücken Blut schimmern sehen. Hoffentlich hielt er durch, seine Schritte wurden immer langsamer. Doch eine Pause konnten sie sich nicht erlauben. Der Nebel zog immer schneller die Küste herauf. Seine Ausläufer tasteten wie Tentakel ins Landesinnere. Einige Zeit später waren sie endlich am Ziel. Der Leuchtturm ragte hoch in den Himmel auf, sein Lichtstrahl kreiste ruhig durch die Nacht. "Schnell lass uns hinein gehen, dort sind wir in Sicherheit." Ismael wirkte irgendwie nervöser wie bisher. Er öffnete die Tür. Lisbeth wurde auf einmal unwohl zumute. Gerade wollte sie etwas erwidern da erschall durch den Nebel wieder dieses Lachen. Ismael ergriff ihre Hand, mit einem Ruck zog er sie unsanft durch die Türöffnung. Drinnen konnte man kauf etwas erkennen. Nur eine rote Notbeleuchtung erhellte spärlich den Innenraum. Hinter ihr klickte ein Schloss. Ismael hatte die Tür verschlossen und ging an ihr vorbei. Mit einem Feuerzeug zündete er an einem Tisch ein paar Kerzen an. Auf einmal hämmerte es an der Tür. Erschreckt blickte Lisbeth zu der Tür. Immer und immer wieder hämmerte etwas gegen die Tür. "Ismael meinst du wir sind hier sicher?" Gerade wollte sie  sich zu ihm umdrehen als sie ein unfassbarer Schmerz durchfuhr. Ihre Gliedmassen zuckten unkontrollierbar. Ismael stand über ihr mit Wahnsinn in seinen Augen, in der Rechten hielt er einen Elektroschocker. "So da wären wir. Ich hatte schon Angst es würde nicht klappen. Wir haben doch so wenig Zeit." Sie wollte etwas erwidern aber aus ihrem Mund kam nur Gebrabbel. Sie spürte wie sie an den Füßen weggezogen wurde. Dann wurde sie hochgehoben und auf dem Tisch abgelegt. Das Hämmern an der Tür hörte auf. "Ah ich denke wir sind endlich alleine. Wird aber auch Zeit. Ich habe doch noch so viel zu tun." - mit diesen Worten band er sie an dem Tisch fest. "Wir werden viel Spaß zusammen haben bis meine Meister kommen um dich zu holen. Du wirst mein Opfer an sie sein. Dann werden sie mich in Frieden ziehen lassen. Sie haben es mir versprochen." Langsam löste sich ihre Zunge und sie versuchte zu sprechen. Er schaute auf sie herab. Fast meinte sie Mitleid in seinen Augen zu erblicken. "Aus ihrem Reich gibt es sonst kein Entkommen." Mit diesen Worten griff er nach einem Messer auf dem Tisch. Ein Knall erfüllte den Raum, die Tür krachte auf. Nebelschwaden zogen in den Raum hinein. "Nein du darfst nicht hier sein. Geh weg. Sie gehört mir allein." Ismael stellte sich vor sie, wedelte mit dem Messer herum. Seine Stimme war von Furcht ergriffen. "Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe." - sein Schreien ging in Kreischen über. Lisbeth konnte jedoch nichts erkennen. Ismael verdeckte ihr die Sicht. Irres Lachen erfüllte den Raum. Das Licht fing an zu flackern, die Kerzen gingen aus. Lisbeth hörte nur noch ein Gurgeln. Irgendetwas oder Jemand stürzte zu Boden. In der Dunkelheit war nichts zu erkennen. Nun ja nichts, außer den zwei rot glühenden Augen über ihrem Gesicht.
"Endlich habe ich dich gefunden. Du wirst uns helfen, uns retten." Das war zu viel, ihr Geist floh in die schützenden Arme der Ohnmacht. Das letzte was sie hörte war das schallende, irre Lachen.

Ende der Ersten Geschichte

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